In den Seiten der Zeit - ich leb‘ so gern
Großartiges Event. Danke Willi - !! -
Der Film basiert auf der mühseligen Beschäftigung einer mutigen, konsequent ihre Vision verfolgende Frau mit den stichpunktartigen, zuweilen knapp protokollarischen Tagebuchaufzeichnungen aus dem Nachlass ihrer halbjüdischen Tante Gerda, notiert in winziger Schrift jeweils in Taschenkalendarien.
Sie hat in unerbittlicher Kleinarbeit alle Aufzeichnungen abgetippt. Sie fand Partnerinnen, die in einem studentischen Projekt daraus diesen hochinteressanten Film schufen, der verschiedene künstlerische Darstellungsmittel anwendet,
wie z.B. kurze szenische Darstellung
- einzelne Studenten schlüpfen in die Rolle von Tante Gerda und ihrer besten (deutschen) Freundin; oder
Tante Gerda und ihr jüdischer Freund, der angesichts der Zuspitzung der Ausgrenzung/Bedrohung/Verfolgung/Zwangsdeportation von Deutschen jüdischer Herkunft mit Ankündigung u.a. auch in einem Abschiedsbrief gegenüber Tante Gerda den Freitod wählt, auch etwa in einem Alter unter 30 Jahren.
und
- Umsetzung in musikalisch untermauerte, auf jeweils 3 Gesten begrenzte gestische Darstellung von Gefühlen der studentischen Mitwirkenden .....
- Verwendung der wenigen überlieferten Fotografien aus dem 'ganz normalen' Leben der jungen Gerda ....
Dieser Film ist extrem berührend, dennoch irgendwie tröstlich.
Er gibt Einblicke in das alltägliche Leben einer jüdischen Frau im bürgerlichen Berliner Bezirk Steglitz von 1931 an bis in die Kriegsjahre. Diese Frau jammerte in ihren Aufzeichnungen nicht. Im Gegenteil sie notiert die kleinen erfreulichen Erlebnisse, wie einen Kinobesuch, ein erworbenes Buch, ein Treffen mit der Freundin, dem Freund, ebenso sachlich wie Schreckensereignisse und bleibt dabei selbst immer positiv - nahezu neutral.
Das ist - neben der Tatsache, dass es in ihrer Welt 'ganz menschlich' zugeht - wohl ldas letztendlich Tröstliche, ich möchte sagen BEISPIELGEBENDE - auch und gerade für uns in der heutigen Zeit.
Sie hatte offensichtlich das Glück, dass sie zum einen 'nur' Haljüdin war, zum anderen und besonderen aber,
dass sie Freundin und Frende - auch Nachbarn?? - um sich hatte, die menschlich blieben in diesen unfassbar grauenvollen Zeiten.
Aber vor allem, dass sie nie die Hoffnung aufgegeben hatte.
(sie konnte glücklicherweise überleben)